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Das Netzwerk unterstützt die Reckahner Reflexionen

Autorenbild: PeterPeter



Das Netzwerk Holistische Bildung hat durch seine Mitbegründerin Dr. Heidrun Drescher-Ochoa die Reckahner Reflexionen unterzeichnet. Die Reckahner Reflexionen zur Ethik pädagogischer Beziehungen bestehen aus zehn Leitlinien, die gute Beziehungen in pädagogischen Handlungsfeldern beschreiben und als Orientierung für Lehrkräfte und Fachkräfte dienen. Diese Leitlinien wurden über fünf Jahre von Fachleuten aus Bildungspraxis, -forschung und -politik, unter der Leitung von Prof. Annedore Prengel und weiteren Mitgliedern des Redaktionsteams, entwickelt. Im Jahr 2017 wurden sie vom Deutschen Institut für Menschenrechte und anderen Institutionen an der Universität Potsdam veröffentlicht. Die Webseite Pädagogische Beziehungen gibt darüber Auskunft.


Leitlinien


Was ethisch begründet ist:

  1. Kinder und Jugendliche werden wertschätzend angesprochen und behandelt.

  2. Lehrpersonen und pädagogische Fachkräfte hören Kindern und Jugendlichen zu.

  3. Bei Rückmeldungen zum Lernen wird das Erreichte benannt. Auf dieser Basis werden neue Lernschritte und förderliche Unterstützung besprochen.

  4. Bei Rückmeldungen zum Verhalten werden bereits gelingende Verhaltensweisen benannt. Schritte zur guten Weiterentwicklung werden vereinbart. Die dauerhafte Zugehörigkeit aller zur Gemeinschaft wird gestärkt.

  5. Lehrpersonen und pädagogische Fachkräfte achten auf Interessen, Freuden, Bedürfnisse, Nöte, Schmerzen und Kummer von Kindern und Jugendlichen. Sie berücksichtigen ihre Belange und den subjektiven Sinn ihres Verhaltens.

  6. Kinder und Jugendliche werden zu Selbstachtung und Anerkennung der Anderen angeleitet.


Was ethisch unzulässig ist:

  1. Es ist nicht zulässig, dass Lehrpersonen und pädagogische Fachkräfte Kinder und Jugendliche diskriminierend, respektlos, demütigend, übergriffig oder unhöflich behandeln.

  2. Es ist nicht zulässig, dass Lehrpersonen und pädagogische Fachkräfte Produkte und Leistungen von Kindern und Jugendlichen entwertend und entmutigend kommentieren.

  3. Es ist nicht zulässig, dass Lehrpersonen und pädagogische Fachkräfte auf das Verhalten von Kindern und Jugendlichen herabsetzend, überwältigend oder ausgrenzend reagieren.

  4. Es ist nicht zulässig, dass Lehrpersonen und pädagogische Fachkräfte verbale, tätliche oder mediale Verletzungen zwischen Kindern und Jugendlichen ignorieren.


Das Netzwerk Holistische Pädagogik macht sich diese Leitlinien zu eigen und berücksichtigt diese in seinen eigenen Fortbildungsangeboten.


Zum Hintergrund


Im Dorf Reckahn, unweit von Brandenburg/Havel, befindet sich das historische Schulhaus, das als erste moderne Volksschule der Welt gilt. Seit 1773 wurde hier Unterricht im Geiste der Aufklärung erteilt, der die Anerkennung von Kindern als vernunftbegabte Wesen unabhängig von ihrer sozialen Herkunft in den Mittelpunkt stellte. In dieser innovativen Bildungseinrichtung war die Prügelstrafe nicht akzeptiert, was einen fortschrittlichen Ansatz in der Erziehung darstellt.


Heute fungiert das Gebäude als Schulmuseum und ist ein kultureller Gedächtnisort von nationaler Bedeutung. Es bewahrt die Erinnerung an eine Zeit, in der Bildung als Schlüssel zur persönlichen und gesellschaftlichen Entwicklung angesehen wurde. Das Schulmuseum bietet Besuchern die Möglichkeit, die Geschichte der Schulbildung und die damit verbundenen sozialen Veränderungen zu erkunden, und trägt dazu bei, das Erbe dieser wegweisenden Institution lebendig zu halten.


Seit 2011 arbeitet dort ein „Arbeitskreis Menschenrechtsbildung“ an der Entwicklung von Initiativen, die auf den „Reckahner Reflexionen zur Ethik pädagogischer Beziehungen“ basieren. Diese Reflexionen enthalten zehn Leitlinien zur Förderung kinderrechtlicher Qualität in pädagogischen Beziehungen und richten sich an Fachkräfte in verschiedenen Bildungsbereichen.


Um die Umsetzung dieser Leitlinien zu unterstützen, wurde das „Reckahner Regelbüchlein“ entwickelt, das sich an Kinder und Jugendliche richtet und ihnen hilft, Selbstachtung und Anerkennung für andere zu erlernen. Es thematisiert die emotional-sozialen Entwicklungsaufgaben, die Kinder im Aufwachsen bewältigen müssen, und formuliert menschenrechtliche Orientierungen in einfacher Sprache. Zentrale Aussagen wie „Tu Dir selbst und anderen nicht weh!“ und „Ich sorge gut für mich und andere“ vermitteln grundlegende Werte des respektvollen Zusammenlebens.


Das Regelbüchlein ermutigt auch dazu, gemeinsam mit Kindern eigene Regeln zu entwickeln, um die Prinzipien der Menschenrechte im Alltag zu verankern. Es basiert auf einem umfassenden Verständnis von Demokratie, das die Verantwortung jedes Einzelnen für die Anerkennung und den Respekt der Menschenrechte betont. Der „Dreifache Imperativ“ von Prof. Karl-Peter Fritzsche fordert dazu auf, (1) die eigenen Rechte zu kennen und zu verteidigen, (2) die Rechte anderer anzuerkennen und sich (3) für die Rechte anderer einzusetzen.


Die Menschenrechtsbildung, die durch, über und für die Menschenrechte erfolgt, prägt die Inhalte des Regelbüchleins. Es bietet Kindern nicht nur Wissen über Menschenrechte, sondern fördert auch ein Engagement für diese durch die Betonung der Fürsorge für sich selbst und andere. Für Fachkräfte und Lehrende sind die Reckahner Reflexionen eine wertvolle Ressource, um respektvolles Handeln im pädagogischen Alltag zu fördern.


In der praktischen Anwendung mit Gruppen oder Klassen können die Regeln konkretisiert werden, indem verschiedene Rituale für den Alltag gestaltet werden, die die Prinzipien der Menschenrechte in die pädagogische Praxis integrieren. Diese Rituale können von Begrüßungs- und Abschiedsritualen bis hin zu Konfliktbearbeitungs- und Versöhnungsritualen reichen und helfen, ein respektvolles und inklusives Lernumfeld zu schaffen.

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