
Prozessqualität
Wenn eine Schule „gute“ Leistungen verspricht, meint „Qualität“ ein hohes Leistungsniveau, das durch die Professionalität der Lehrkräfte und der gesamten Schule gesichert werden soll. Am Ende steht ein Bildungsabschluss, heute häufiger als früher das Abitur.
Qualität bedeutet die Fähigkeit der Lernenden und der Organisation Schule, die vereinbarten Standards zu erfüllen, die Schülerinnen und Schülern, Eltern und Schulträgern zugesagt wurden. Gleichzeitig durchlaufen Bildungseinrichtungen permanente Prozesse, die von selbstständig mitwirkenden Jugendlichen, Eltern und Lehrkräften aktiv beeinflusst und verändert werden. Das Besondere an Bildungsarbeit ist daher die Prozessqualität, die über persönliche Bindungen und Potenziale erreicht wird. Diese Prozessmerkmale waren bislang objektiv schwer messbar und gerieten durch die starke Fokussierung auf Ergebnisqualität – messbar in Noten – oft aus dem Blick.
Mit unserer HOLLA hat sich das geändert:
- Durch unsere innovative Lernkultur, etwa die PerLe, sind wir in der Lage, die quantitative Benotung durch Lehrkräfte in eine qualitative Selbstbewertung der Schülerinnen und Schüler zu überführen.
- Aus der Organisationspsychologie abgeleitete Achtsamkeitskriterien ermöglichen es uns, Befragungen für ein Qualitätsmanagement durchzuführen, die Achtsamkeitskultur der Bildungsgemeinschaft zu evaluieren und damit einen Paradigmenwechsel zu unterstützen.
- Der „Anti‑Mobbing‑Effekt“ unserer HOLLA trägt den Forderungen der Reckahner Reflexionen nach Beachtung der Kinderrechte und gleichwürdigen Beziehungen Rechnung.
Lehrende versuchen, Qualität unter den gegebenen Bedingungen und im Rahmen der Fähigkeiten der Schülerinnen und Schüler zu erreichen. Die Noten spiegeln wider, wie gut dies gelingt. Dennoch entspricht die tatsächliche Qualität nicht immer dem gegebenen Versprechen, was sich in Klagen von Hochschullehrenden über unzureichende Leistungen von Abiturientinnen und Abiturienten zeigt. Schülerinnen und Schüler tragen Mitverantwortung für ihre Leistungen, doch auch die Schule kann ihr Versprechen nicht immer einhalten. Oft ist die Unterrichtsqualität nicht ausreichend, wie die Nachfrage nach Nachhilfe belegt; auch ehemalige Schülerinnen und Schüler bewerten rückblickend Defizite.
Eine Chance liegt in der Qualitätssicherung, die darauf abzielt, wie Schulen ihre Ziele tatsächlich umsetzen. Qualität setzt sich aus drei Faktoren zusammen: Input, Prozess und Output. Für das Netzwerk Holistische Bildung ist dabei die Prozessqualität – die Qualität des konkreten Unterrichts – die entscheidende Stellschraube. Besonders wichtig sind uns Achtsamkeit und Geistesgegenwart, weil sie Persönlichkeitsentfaltung, Selbstwirksamkeit und Partizipation der Schülerinnen und Schüler in ihrem systemisch‑evolutionären Kontext fördern und in einer Haltung mitfühlender Präsenz verankern.
Wir sind überzeugt: Die Haltung macht’s. Sie bedingt die Qualität des Lernens und kann mit Hilfe unserer Methoden von den Lehrerteams vor Ort verantwortet werden. Denn letztlich sind es die Lehrkräfte und das Kollegium, die den Unterschied machen.
Der Lehrende ist nicht länger nur ausführender, kontrollierter Akteur im Klassenzimmer, der um Unterrichtserfolge ringt; er ist Teil eines dynamischen Systems und handelt zum Wohl aller, mit dem Ziel, die Persönlichkeitsentfaltung der Lernenden zu fördern. Dabei vertritt er Werte der Gleichberechtigung und Solidarität und trägt zu hoher Prozess‑ und Lebensqualität im Klassenzimmer wie im gesamten Schulkontext bei.
Die Lehrerbildung im Rahmen des Netzwerks Holistische Bildung findet unabhängig von staatlichen Vorgaben und wirtschaftlichen Interessen statt; sie wird von der Zivilgesellschaft eigenverantwortlich organisiert. Sie stellt die freie Selbstentfaltung des Individuums in den Mittelpunkt: In altersübergreifenden Gruppen erwerben Lernende an wertschätzenden, vertrauens‑ und liebevollen Lernorten Einsichten, Kenntnisse und Kompetenzen, die durch einen Bildungsbrief beglaubigt werden.
Ihre Kennzeichen sind im Einzelnen:
-
Das Qualitätsverständnis unserer Schulen wird darin gesehen, jedem Schüler primär das Recht auf Persönlichkeitsentwicklung im Rahmen der sozialen Systeme der Schule einzuräumen, sodass Selbstwirksamkeit und Partizipation in sozialen und fachlichen Kontexten möglich werden.
-
Diesem Qualitätsverständnis liegt ein Begriff vom Menschen zugrunde, wonach der Mensch von Natur aus ein lernfähiges und lernwilliges Wesen ist, das seine Fähigkeiten entdecken und entwickeln sowie in der Gemeinschaft wertgeschätzt werden möchte.
-
Das Lernen wird primär als kreativer, kontinuierlicher und umfassender Prozess konzipiert, der in Abstimmung der Curricula mit den Möglichkeiten des schulischen Netzwerks und mit Unterstützung der Lehrer als Berater und Betreuer in und außerhalb der Schule stattfindet.
-
Die Selbstkompetenz des Lehrenden kennzeichnet sich durch folgende Fähigkeiten:
-
Durchschauen der eigenen Deutungs- und Handlungsmuster,
-
Fähigkeit zur Selbstdistanzierung, Kritikfähigkeit,
-
Werteklarheit
-
Respekt vor der Würde des Kindes
-
Interesse an personaler, interkultureller Begegnung
-
Begeisterungsfähigkeit
-
Liebes- und Hingabefähigkeit
-
Potenzialförderung
-
Krisenkompetenz
-
Denken in systemischen Prozessen.